„Das unsichtbare Band“ erzählt die Geschichte der jungen Drusin Amal, die die strengen und patriarchalen Strukturen einer Religions- und Dorfgemeinschaft hinter sich lässt, um zu studieren und
ein Leben in Freiheit zu finden. Wir begleiten sie auf diesem eindrucksvollen Weg, der uns Einblicke in die Welt der Drusen in den Bergen des Libanons ebenso gewährt, wie er uns teilhaben lässt
an der Innenwelt einer jungen Frau, die ihrem Überlebensinstinkt folgt und sich ihrem vermeintlichen Schicksal widersetzt. Dabei ist dieses Widersetzen kein rebellisches oder brachiales. Es ist
ein mutiges, ein sanftes, ein versöhnliches, und das hat mich berührt.
In diesem Debütroman von Haneen Al Sayegh geht es zunächst nicht so poetisch zu, wie es der Klappentext ankündigt. Dazu sind die Schilderungen der Umstände, unter denen Amal aufwächst und
heiratet, von zu beklemmender Natur. Mit zunehmender Entwicklung und Perspektive werden die Beschreibungen allerdings tatsächlich poetischer, bildhafter und machen so das Freischwimmen
spürbar.
Auch wenn ich mich mit der Übersetzung von Hamed Abdel-Samad an der ein oder anderen Stelle ein bisschen schwer getan habe – ich habe diese Lektüre als sehr wertvoll erlebt, einiges über das
Leben der Drusen erfahren und eine Perspektive kennengelernt, von der ich glaube, dass sie vielen von uns gleichermaßen Bereicherung und Ermutigung sein kann.
Buchtitel: Das unsichtbare Band
Autorin: Haneen Al-Sayegh
Verlag: dtv
Preis: 24 Euro
ISBN: 978-3-42328-398-4
Gelesen und empfohlen von Anke Johannsen