Der Nachtwächter

Unlängst als Taschenbuch erschienen ist Louise Erdrichs Roman „Der Nachtwächter“, der 2021 mit dem Pulitzer Prize for Fiction ausgezeichnet wurde. Dessen Handlungsrahmen bildet die Terminationspolitik, die Anfang der 50er-Jahre in den USA einsetzte und deren Ziel es war, indigene Stämme aus den einst vertraglich zugesicherten Reservaten zu vertreiben. Von dieser Zwangsassimilation betroffen war auch der Stamm der Turtle Mountain Chippewa in North Dakota, dem einst der Großvater der Autorin angehörte. Die Figur des Thomas Waszhashk ist seiner Geschichte entlehnt. Er ist „Der Nachtwächter“, der mit aller Kraft und Klugheit die Proteste gegen die bevorstehende Enteignung organisiert und es mit diesem Einspruch bis auf das politische Parkett Washingtons schafft.

Neben den verschiedenartigen, liebevoll skizzierten Mitgliedern seines Stammes lernen wir außerdem seine (fiktive) Nichte Pixie kennen, eine junge Frau, die sich auf die Suche nach ihrer Schwester Vera begibt. Deren Verschwinden in Minneapolis hat mit einem Mann und nebulösen Umständen zu tun. Wir erfahren von Prostitution, von Alkoholismus und von den langen Schatten, die der Umgang mit den Native Americans auf deren Lebenswirklichkeit geworfen hat.

In unvergleichlich poetischer, präzise beschreibender Sprache bringt uns Louise Erdrich die Geschichte und Lebensweise der amerikanischen Ureinwohner näher. Trotz der gründlich recherchierten historischen Fakten, die diesem Buch zugrunde liegen und zweifelsohne wehtun, verliert Erdrich zu keinem Zeitpunkt das Schöne und Leichte aus dem Blick. Eine Lektüre, die Türen öffnet, Fragen aufwirft („Kann ein Einzelner, eine Einzelne den Lauf der Geschichte verändern?“) und Mut macht.

 

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Buchtitel: Der Nachtwächter

Autorin: Louise Erdrich

Verlag: Aufbau

Preis: € 24,00

ISBN: 978-3-3510-3857-1

Gelesen und empfohlen von: Anke Johannsen