Die Rückkehr in die indigene Welt tut sogar beim Lesen gut
Garet Raven ist das jüngste Kind einer indigenen Familie der First Nations aus dem Clan der Ojibwe im Norden Ontarios (Kanada). Im Alter von drei Jahren wird er
Ende der 1950er seinen Eltern geraubt und in weiße Pflegefamilien gegeben – er soll als Weißer aufwachsen und seine Herkunft vergessen. Über 20 Jahre dauert seine
Odyssee durch lieblose Hände bis seine Ursprungsfamilie ihn ausfindig macht und er zu ihr zurückkehrt. Garet weiß nichts über seine Ursprünge, nicht einmal, dass
er indigene Wurzeln hat. Als Fremder trifft er auf den Raven-Clan und wird von Tag zu Tag neugieriger und verständnisvoller für diese so andersartige Welt. Zuletzt
war Garet in Toronto als Dealer inhaftiert, nun wird er in liebevolle Arme geschlossen. Seine Verwandten leben ursprünglich, in großer Gemeinschaft, lachen und
singen viel und leben Freundlichkeit und Respekt gegenüber allen Lebewesen und vor allem gegenüber der Natur, der Mutter von allem. Es dauert, bis Garet heimisch
wird. Wir lernen mit ihm von Keeper, einem alten Mann, der sich nach einem harten Entzug auf die Tradition seines Stammes besinnt, was die indigenen Stämme glauben
und wie sie diesen Glauben leben.
Selten habe ich so Tröstliches, Versöhnliches und Weises gelesen. Richard Wagamese (1955-2017) hat seine eigene Geschichte in diesem Roman niedergeschrieben und
uns eine unvergessliche Lektüre geschenkt. Dieser berührenden Geschichte, die in atemberaubender Landschaft angesiedelt ist, wünsche ich viel Aufmerksamkeit, denn
sie enthält sehr viel Besonnenes, was uns in diesen bewegten Zeiten helfen kann.
Buchtitel: Der Flug des Raben
Autor: Richard Wagamese
Verlag: Blessing Verlag
Preis: € 24,00
ISBN: 3896677187
Gelesen und empfohlen von: Elisabeth Evertz